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Judith Pór-Kalbeck (Hg.)

Paul Kalbeck – ein Poet der Regie
Der Lebensweg eines Wieners

Zur Wiener Kulturgeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts zählt wesentlich das Theater mit seinen Protagonisten: Schauspielern und Regisseuren, allen voran Max Reinhardt, aber gleichzeitig mit ihm der die stilleren Töne liebende, von den Darstellern verehrte und von seinen Schülern geliebte Paul Kalbeck (1884–1949).
Als Mitbegründer des sogenannten Josefstädterstils prägte er das Bühnengeschehen der zwanziger und dreißiger Jahre in Wien.
1938 von den Nationalsozialisten vertrieben, wirkte er im Schweizer Exil als Regisseur am Stadttheater Bern, das durch ihn zu einer wichtigen Bühne wurde.
Mit seiner Theaterarbeit gab er schöpferische Impulse für Gegenwart und Zukunft. Seinen Lebensweg als Schauspieler, Lehrer am Reinhardt-Seminar sowie Regisseur am Theater in der Josefstadt und am Stadttheater Bern versucht dieses Buch mit rund 250 bislang unveröffentlichten Bilddokumenten und zahlreichen Zeugnissen von Persönlichkeiten des Theaterlebens nachzuzeichnen, sodaß ein wesentlicher Teil dieser legendären Theaterepoche sichtbar wird.

 

236 Seiten
250 Abbildungen (duoton)
24 x 19cm
Hardcover mit Schutzumschlag

ISBN 3-901749-43-8

Euro 24,90 / sfr 43,70

Rezensionen

– Wilhelm Sinkovicz (Die Presse 17. 1. 2006)

Es gibt Bücher, die zählen zu den meistgeliebten Exemplaren der eigenen Bibliothek – und doch haben sie kaum je eine realistische Chance, in den Literatur-Kolumnen der Feuilletons aufzuscheinen. Es wird für sie keine Werbung gemacht, weil sie dem so genannten Mainstream nicht entsprechen. Darf ich deshalb eine Ausnahme machen und ein paar Titel empfehlen, die von Buchhändlern gewiss als Exotika abgestempelt werden?
Da ist einmal der Name Kalbeck – Musikfreunde kennen ihn, weil er einer der großen Konkurrenten des Begründers der Musikkritik in diesem Blatt, Eduard Hanslick, Max Kalbeck gewesen ist, ein Mann, der österreichische Kulturgeschichte mitgeschrieben hat und in der Ära des Streits zwischen Anhängern eines Anton Bruckner und denen eines Johannes Brahms deutliche Worte über die Musikästhetik gefunden hat.
Manch einer erinnert sich vielleicht an Florian Kalbeck, den Zeitgenossen als „Dichter-Denker“ und „Vollblutdramatiker“ bezeichneten. Das war der Enkel des Kritikers. Dessen Sohn, Florian Kalbecks Vater, war Paul Kalbeck, ein Mann, den das Feuilleton der „Presse“ einst taxfrei zum „Wiener Kulturbesitz“ erklärte. Ohne ihn, um es kurz zu machen, gäbe es das Theater an der Josefstadt nicht mehr; oder jedenfalls nicht den viel zitierten, oft missverstandenen, heute völlig verlorenen „Josefstadt-Stil“.
Paul Kalbeck war als Regisseur, als Meister der stillen Töne, vom Jahr der Übernahme des Hauses durch Max Reinhardt, 1924, Josefstadt-Regisseur. Er war es, bis die Nationalsozialisten ihn verjagten. In einem schön ausgestatteten Band im Verlag Lehner erinnert nun Schwiegertochter Judith Pór-Kalbeck an den großen Theatermann, dessen ruhig besonnenes Wirken der spezifisch wienerischen Art, Theater zu spielen, einen besonderen Stempel aufgedrückt hat. Daran wird man als verzweifelter Theater-Freund, der – als ressortmäßig Unzuständiger darf ich das hoffentlich sagen – mit den diesbezüglichen Hervorbringungen nicht nur im achten Bezirk immer unglücklicher wird, besonders gern erinnert.
Die Dokumenten-Sammlung in diesem Buch wirft mit vielen Fragmenten aus zeitgenössischen Kritiken und Betrachtungen ein bezeichnendes Licht auf eine Hochzeit subtiler Bühnenkunst. Wenigstens ein paar Fotografien bleiben dem Nachgeborenen von einem erstaunlich reichhaltigen Repertoire – und von stilechten Schnitzler-Premieren.

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